- Jadekunst.
- Jadekunst.Durch Bearbeitung von Jade, besonders Nephrit und Jadeit, sowie Serpentin u. a. den Jadearten im Aussehen ähnelnde Steine (z. B. Alabaster) entstanden in vielen alten Kulturen kostbare Arbeiten. Die weiche, durchschimmernde Färbung wurde durch Schleifen und Polieren der Gegenstände zur Geltung gebracht. Das bekannteste Jadegefäß Europas ist die vierpassförmige Schale des Abtes Suger (Paris, Nationalbibliothek), die er im 12. Jahrhundert in silbervergoldetes Metall fassen ließ (Fassung nicht erhalten); die Schale stammt wahrscheinlich aus Iran. Die meisten Jadeobjekte sind aus Gräbern zutage getreten und sind oft offenbar für die Bestattung angefertigt worden. Als Würdezeichen Vorderasiens, Ägyptens, Kaukasiens, Indiens und Pakistans sind die Keulenköpfe aus Jade (auch anderem Material) zu nennen, in Kreta im 3. Jahrtausend v. Chr. und im Nordeuropa der späteren Jungsteinzeit Jadeitbeile. Häufig sind Schmuck und Amulette aus Jade, ferner Gefäße, Kleinplastik oder Reliefs. Jadegegenstände fanden sich z. B. auch in der Harappakultur, in Sibirien und Mittelasien (das Jade exportierte) oder in Südostasien (auf den Philippinen).In China wurden in Gräbern der neolithischen Yangshao- und Longshankulturen des 2. Jahrtausends v. Chr. Zeremonialwaffen, -werkzeuge und Scheibenringe (Bi-Scheiben) geborgen. In Gräbern der Shang- bis einschließlich der Hanzeit finden sich daneben rundplastisch gearbeitete realistische Tieramulette, dünne ornamentale Plaketten (Kleidungsbesatz), Anhänger und mehrteilige Jadegehänge, deren Reliefdekor dem der Sakralbronzen verwandt ist. Bei den Kulten, die dem Herrscherhaus vorbehalten waren, diente die grüne Bi-Scheibe dem Himmelskult, ein bräunlich gelbes Zong (eine quaderförmige Röhre) dem Erdkult. Vier weitere rituale Jadeformen bedeuten die Himmelsrichtungen (Typ Gui den Osten und zugleich den König). In der Zhouzeit wurde eine Anzahl Jadeplättchen den Toten auf Gesicht und Körper gelegt, um die Körperöffnungen zu schützen, aus hanzeitlichen Gräbern in Mancheng wurden ganze Anzüge (Gewandsarkophage) aus zusammengenähten Plättchen geborgen; dadurch sollte das Ausströmen der Lebensenergie verhindert werden. Seit der späten Zhouzeit fand Jade zunehmend für profane Zwecke Verwendung (Kleiderschmuck, Gefäße, Handkästen und in Form von Einlegearbeiten). Von großem Formenreichtum und technische Meisterschaft zeugen die in Jade gearbeiteten Kleinplastiken, Schalen, Vasen und Tuschwasserbehälter mit vorzugsweise floralen Motiven der Yuan- und Mingzeit.In allen mesoamerikanischen Kulturen galt Jade als kostbar und wurde, v. a. von Olmeken und Maya, zu Skulpturen, Schmuck und Zeremonialgegenständen verarbeitet. Die Olmeken bevorzugten bläulich grüne Steine (Jadeit und Serpentin); ihre Arbeiten sind figürlich vollplastisch, daneben gab es Flachreliefs. Im Opferbrunnen von Chichén Itzá fanden sich zahlreiche Jadeobjekte. Die Maya verwendeten einen apfelgrünen Stein und stellten vornehmlich Anhänger, Perlen, Ohrschmuck sowie (zusammen mit anderen Materialien, z. B. Muschelschalen) Mosaikarbeiten her (z. B. die Totenmaske des Königs »Pacal« von Palenque). Die wenigen im andinen Bereich gefundenen Jadearbeiten stammen wohl auch aus Mesoamerika. Am unteren Amazonas schliffen Indianer Jade zu zylindrischen Perlen und Anhängern in Froschgestalt. In Neuseeland fertigten die Maori Kleinplastiken aus Nephrit. Die Eskimo entwickelten in der jüngsten Zeit eine moderne Jadekunst (Tierplastiken); Jade war schon der präeskimoischen Alt-Beringmeer-Kultur und der Ipiutakkultur bekannt (die das kostbare Material als Pupillenersatz für figürliche Plastiken verwendeten).
Universal-Lexikon. 2012.